Der dritte Lebensabschnitt lockt mit viel freier Zeit. Neues anpacken und endlich alle Dinge nachholen, für die während der Erwerbstätigkeit keine Zeit war. Doch wie viel Geld sollte ein Rentner oder eine Rentnerin in der Schweiz gespart haben? Und reicht die Altersvorsorge, also das in der Pensionierung zur Verfügung stehende Geld?
Der Gedanke an den Ruhestand stimmt viele Erwerbstätige freudig. Nach einem Arbeitsleben von durchschnittlich 43 Jahren lockt die verdiente Pensionierung in der Schweiz mit all ihren schönen Seiten. Zeit für Reisen, das geliebte Hobby, die Enkelkinder oder auch, um das Eigenheim zu geniessen, stehen dann vielleicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Veränderung vom Arbeits- ins Rentnerleben wirkt sich auch auf die finanzielle Situation aus.
Pensionierung vorbereiten: Altersvorsorge in der Schweiz optimieren
Gewusst? Das Renteneinkommen aus der ersten und der zweiten Säule, also aus der AHV und der beruflichen Vorsorge (Pensionskasse), deckt in den meisten Fällen nur 60 bis 70 Prozent des vorherigen Lohns ab. Eine Faustregel besagt aber, dass rund 80 bis 90 Prozent des letzten Lohns benötigt werden, damit Pensionäre ihren gewohnten Lebensstandard halten können. Die Differenz von ungefähr 20 Prozent gilt es mit der privaten Vorsorge sicherzustellen. Die Pensionierung frühzeitig zu planen, ist daher mehr als ratsam, insbesondere dann, wenn eine Frühpensionierung angestrebt wird.
50. Geburtstag als Startschuss für die Planung der Pensionierung
Je früher sich Menschen um ihre Altersvorsorge kümmern, desto weniger Geld müssen sie jährlich auf die Seite legen. Ganz nach dem Motto: «Heute schon an morgen denken.» Eine vorausschauende Planung der Altersvorsorge legt auch den Grundstein, vielleicht bereits vor dem Erreichen des ordentlichen Rentenalters in Pension gehen zu können - Stichwort Frühpensionierung Schweiz. Spätestens mit dem 50. Geburtstag, also noch voll im Berufsleben stehend, sollten Erwerbstätige beginnen, sich mit der Pensionierung zu beschäftigen.
Der Countdown läuft: Es gibt einige wichtige Entscheidungen zu treffen und erste Schritte einzuleiten. Folgende 11 Tipps helfen bei der Planung Ihres Ruhestands:
15 bis 10 Jahre vor der Pensionierung
Tipp 1: Budget erstellen und Sparquote ermitteln
In einem ersten Schritt ist es wichtig, sein persönliches Budget zu erstellen. Die folgenden Fragen sind zentral und sollten bei der Budgeterstellung berücksichtigt werden:
- Wie viel Geld braucht ein Rentner oder eine Rentnerin in der Schweiz?
- Welche Altersleistungen erhalte ich aus der AHV und der Pensionskasse?
- Wie viel Geld benötige ich nach der Pensionierung für das tägliche Leben?
- Wie viel Geld sollte ich mit 60 gespart haben in der Schweiz?
- Wie viel kann ich bis zur Pensionierung noch auf die Seite legen?
Wichtig
Sind die künftigen Ausgaben höher als die erwarteten Einnahmen, spricht man von einer Vorsorgelücke. Je früher diese erkannt wird, desto eher kann sie geschlossen werden.
Tipp 2: Momentane Sparmöglichkeiten prüfen, um Steuern zu sparen
Neben der Budgeterstellung sollten zukünftige Pensionäre aber auch die finanzielle Situation im Hier und Jetzt anschauen. Oftmals besteht die Möglichkeit, in den letzten Jahren der Berufstätigkeit noch zusätzliches Geld fürs Alter anzusparen und dabei Steuern zu sparen, zum Beispiel mit Einzahlungen in ein Säule 3a Konto.
Tipp 3: Bei Frühpensionierung Einkommenslücken berücksichtigen
Wer den Plan hegt, sich frühzeitig pensionieren zu lassen, sollte die durch die Frühpensionierung entstehenden Kosten nicht unterschätzen. Die bis zum ordentlichen Pensionsalter fehlenden Beitragsjahre in der Pensionskasse reduzieren die später folgenden Auszahlungen deutlich.
Möglichkeiten, um die reduzierten Auszahlungen auszugleichen, sollten bei einer Frühpensionierung unbedingt geprüft werden. Freiwillige Einkäufe (Tipp 4) könnten eine Lösung sein. Wichtig: Auch in der AHV müssen bis zum Erreichen des ordentlichen Rentenalters Zahlungen als Nichterwerbstätige geleistet werden. Leider werden diese häufig nicht berücksichtigt. Kurz: Ein frühzeitiger Ausblick in Richtung Pension bereitet Vorfreude und ist lohnenswert. Sich gleichzeitig aber umfassend zu informieren und einzelne Massnahmen zu planen, ist empfehlenswert.
10 bis 5 Jahre vor der Pensionierung
Tipp 4: Einkäufe in Pensionskasse prüfen und höhere Rente sichern
Besteht die Möglichkeit, freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse zu tätigen und sich so höhere Altersleistungen zu sichern? Ja, wenn der Pensionskassenausweis eine Lücke aufzeigt. Ist das der Fall, können Versicherte diese mit sogenannten «freiwilligen Einkäufen» schliessen und dabei Steuern sparen. Ein weiterer Vorteil also. Am interessantesten sind Einkäufe kurz vor der Pensionierung. Sie werfen den höchsten Ertrag ab.
Idealerweise staffelt man die Einkäufe, denn die Steuereinsparungen über mehrere Jahre sind grösser als bei einem einmaligen Einkauf. Weiter gilt es zu beachten, dass nach dem letzten Einkauf 3 Jahre kein Kapital aus der Pensionskasse bezogen werden darf.
5 Jahre vor der Pensionierung
Tipp 5: Bezugsmöglichkeiten Vorsorgegelder prüfen
Das Gesetz besagt, dass Bald-Pensionäre fünf Jahre vor dem ordentlichen Rentenalter die Gelder aus der gebundenen Vorsorge (Säule 3a) beziehen können. Die Altersleistungen aus der Pensionskasse werden in der Regel mit der Aufgabe der Erwerbstätigkeit fällig. Auch Teilpensionierungen sind möglich. Da gilt es geschickt vorzugehen: Wer die Bezüge über Jahre hinweg staffelt, kann von Steuerersparnissen profitieren.
Tipp 6: Entscheidung für Kapitalbezug oder Rente
Weitere wichtige Entscheidungen stehen zu diesem Zeitpunkt ebenfalls an. Die Frage: «Wie soll ich das Guthaben aus der Pensionskasse beziehen?», sollte Bald-Pensionäre ungefähr fünf Jahre vor der ordentlichen Pensionierung beschäftigen. Das Guthaben aus der beruflichen Vorsorge bzw. der Pensionskassen kann häufig als einmalige Kapitalauszahlung, als lebenslange Rente oder in einer Kombination dieser Varianten bezogen werden. Auskunft darüber, welcher Teil des Altersguthabens in Kapitalform bezogen werden kann, gibt das Pensionskassenreglement. Die Lebenssituation, Familien- und Vermögensverhältnisse, persönlicher Gesundheitszustand oder Ziele beeinflussen diese Entscheidung. Die Vor- und Nachteile sind gut abzuwägen. Wichtig zu wissen: Je nach Pensionskasse müssen Personen einen Kapitalbezug bereits frühzeitig anmelden. Erkundigen Sie sich direkt bei Ihrer Pensionskasse.
Tipp 7: Zukünftige Wohnsituation prüfen
Bald-Pensionäre sollten sich überlegen, wie die Wohnsituation nach der Pensionierung aussehen soll. Wichtig ist es, das in der persönlichen Finanzplanung zu berücksichtigen, denn die Tragbarkeit der Hypothek muss auch mit dem tieferen Renteneinkommen gegeben sein. Als interessante Möglichkeit können Über-60-Jährige eine Immobilienrente abschliessen, um das eigene Heim länger zu geniessen.
Im Jahr vor der Pensionierung
Tipp 8: Bezug Altersrente frühzeitig der AHV-Zweigstelle melden
Was viele Menschen kurz vor dem Ruhestand nicht wissen oder vergessen: Wer seine Altersrente beziehen will, sollte die Anmeldung etwa 3 bis 4 Monate vor dem Erreichen des Rentenalters einreichen. Es kann einige Zeit dauern, bis die Ausgleichskasse die nötigen Unterlagen beschafft und die Höhe der Rente berechnet hat. Durch die frühzeitige Anmeldung ist die rechtzeitige Überweisung der ersten AHV-Rente garantiert.
Tipp 9: Letzte Einzahlungen in die private Vorsorge tätigen
Im letzten Arbeitsjahr können Arbeitnehmende noch in die gebundene private Vorsorge (Säule 3a) einzahlen. Damit sie auch dann noch vom maximalen Steuerabzug profitieren können, ist es wichtig, den zulässigen Maximalbetrag unbedingt vor dem Datum der Pensionierung in die dritte Säule einzuzahlen. Nach dem offiziellen Pensionierungsdatum ist es dann leider zu spät.
Tipp 10: Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung nicht vergessen
Um das selbstbestimmte Leben im dritten Lebensabschnitt abzusichern, sollte man sich auch Gedanken zum Thema Vorsorgeauftrag und Patientenverfügung machen. Wer zusätzlich den Ehe- oder Lebenspartner oder die Familie absichern möchte, sollte ebenfalls seinen Nachlass planen und bei Bedarf ein Testament aufsetzen. Die Nachlassplanung ist besonders bei einem Kapitalbezug der Pensionskassengelder wichtig, denn das daraus erworbene Vermögen ist anders als eine Pensionskassenrente nach dem Tod vererbbar.
Nach der Pensionierung
Tipp 11: Einnahmen und Ausgaben kontrollieren
Die Einnahmen und Ausgaben sollten Pensionäre regelmässig überprüfen und mit dem aufgestellten Budget abgleichen, um finanzielle Engpässe zu vermeiden.
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- Altersleistungen mit kleinen Beträgen frühzeitig aufbauen
- Einkommen langfristig absichern / Umgang mit Risikoereignissen
- Richtiger Zeitpunkt für einen Pensionskasseneinkauf und Bezug von Alterskapital
- Relevante Informationen zum Pensionskassen-Ausweis
Roman Debrunner, Senior Finanzplaner, stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel mit seiner Fachexpertise unterstützend zur Seite. Roman ist 44 Jahre alt, im Thurgau aufgewachsen, verheiratet und lebt in der Nähe von Frauenfeld. Er ist schon seit 5 Jahren bei der Thurgauer Kantonalbank und seit über 22 Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche tätig. Roman berät sowohl Privat- wie auch Geschäftskunden in Finanz- und Vorsorgethemen. Er erstellt ihnen persönliche Pensions- und Finanzplanungen, unterstützt die TKB Kundenberaterinnen und TKB Kundenberater bei Pensions- und Vorsorgefragen und gibt sein Expertenwissen bei seiner Referententätigkeit an Fachveranstaltungen und Schulungen weiter. Seine Freizeit verbringt er gerne mit seiner Familie, macht Fitness und ist Sport interessiert.