Wenn Sie kurz vor der Rente stehen, ist es wichtig, gut informiert über Ihre Optionen bezüglich der frei werdenden Pensionskassenguthaben zu sein. In der Schweiz erreichen viele Menschen nicht mehr die angestrebten 60 Prozent ihres letzten Lohnes aus der ersten und zweiten Säule. Der Schlüssel zur Verbesserung Ihrer finanziellen Situation im Alter könnte in einer gezielten Anlagestrategie für Ihr Kapitalguthaben liegen. Hier sind einige Tipps, wie Sie Ihre Vorsorgeguthaben sinnvoll anlegen können.
Einleitung
Nach einem Leben harter Arbeit ist der Ruhestand endlich in Sicht. Mit dem Eintritt in die Pension wird plötzlich eine beträchtliche Summe aus der Pensionskasse und der privaten Vorsorge frei. Doch was tun mit diesem Kapital? Auf dem Sparkonto parken und sich mit niedrigen Zinsen zufrieden geben, oder investieren, um von höheren Renditen zu profitieren? Viele Menschen scheuen sich, Schwankungen von Kapitalmarktanlagen in Kauf zu nehmen, doch gerade beim Anlegen spielt die richtige Strategie eine entscheidende Rolle für die finanzielle Sicherheit im Alter. Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, welche Optionen Ihnen zur Verfügung stehen!
Unsere Tipps zur optimalen Nutzung von frei werdenden Pensionskassengeldern für den Ruhestand:
Tipp 1: Langfristige Planung mit Aktien
Statistiken zeigen, dass Investitionen in Aktien historisch eine deutlich höhere Rendite erwirtschafteten, als es Zinsen auf dem Sparkonto gab. An dem sollte sich inskünftig auch nichts ändern, zumindest, solange Sie die Zeit für sich arbeiten lassen. Wenn Sie in der Lage sind, Ihre frei werdenden Pensionskassenguthaben oder Ihr Kapital aus der 3. Säule in Wertpapieranlagen zu investieren, könnten Sie von potenziellen Kursgewinnen, Dividenden, Zinsen oder Ausschüttungen auf Fondsanlagen profitieren. Über den Anlageerfolg bzw. die Rendite entscheidet vor allem die Höhe der Aktienquote. Diese sollte in Abhängigkeit des Anlagehorizonts festgelegt werden. Wer sein Geld 8 bis 10 Jahre für sich arbeiten lassen kann, der kann in aktienlastige Strategien investieren. In den letzten 100 Jahren war es äusserst selten, dass ein diversifiziertes Schweizer Aktienportfolio über einen Zeitraum von 10 Jahren keine zweistellige Rendite erzielte.
Rollierende 10-Jahres-Performance eines diversifizierten Korbs Schweizer Aktien
Wir haben für Sie die Vor- und Nachteile des Anlegens von frei werdenden Vorsorgeguthaben zusammengestellt:
Vorteile der Wertpapieranlage frei werdender Vorsorgeguthaben
Durch Investitionen in Wertpapiere kann an Kursgewinnen, Dividenden, Zinsen und auch Ausschüttungen bei Fonds partizipiert werden. Dadurch sind über die Zeit höhere Renditen zu erwarten als auf einem Sparkonto mit Zinsen.
Wiederanlegen von Erträgen, was zu einem signifikanten Vermögenswachstum führen kann.
Es hat sich in der Historie immer wieder gezeigt, dass der Erhalt der Kaufkraft des Vermögens nur über Aktien- oder Immobilienanlagen und Gold möglich war.
Durch eine breite Streuung der Anlagen über verschiedene Vermögensklassen und Branchen werden Risiken im Sinne von Vermögensverlusten besser abgefedert.
Die Wahl zwischen verschiedenen Anlagestrategien (von Konservativ mit wenig Aktien und hoher Obligationenquote bis zu reinen Aktienstrategien) bietet Flexibilität, um die Strategie an persönliche Ziele und Risikobereitschaft über die Zeit anzupassen.
Nachteile der Anlage frei werdender Vorsorgeguthaben
Investments in Wertpapiere wie Aktien, Fonds etc. können Schwankungen unterliegen, was zu Verlusten führen kann, insbesondere, wenn Notverkäufe getätigt werden müssen.
Um vom langfristigen Wertsteigerungstrend bei Aktien profitieren zu können, muss das Kapital eine gewisse Zeit lang entbehrlich bleiben. Bei aktienlastigen Strategien sollte deshalb der Zeithorizont mindestens 8 Jahre betragen.
Die Auswahl geeigneter Anlagen ist anspruchsvoll und um das Verständnis für die Märkte und Anlagemöglichkeiten zu entwickeln, bedarf es Erfahrung, Wissen und Zeit für die Beobachtung.
Fonds und andere Anlageformen können Verwaltungsgebühren oder Ausgabeaufschläge mit sich bringen, welche die Rendite schmälern.
Marktschwankungen können emotional belastend sein, besonders, wenn Sie auf das investierte Kapital angewiesen sind. Das Wichtigste ist also, eine Strategie zu wählen, die es erlaubt, bei Marktschwankungen die Positionen halten zu können.
Diese Vor- und Nachteile helfen Ihnen dabei, eine informierte Entscheidung über das Anlegen Ihrer freiwerdenden Vorsorgeguthaben zu treffen. Sie wissen nicht, wieviel vom Vorsorgekapital mit welchem Anlagehorizont investiert werden kann, und brauchen noch mehr Informationen zu Anlagemöglichkeiten und Anlageprodukten? Dann lassen Sie es uns wissen!
Unsere Empfehlung
Investieren Sie nicht Ihren Notgroschen, sondern nur das Guthaben, welches Sie langfristig an den Kapitalmärkten für sich arbeiten lassen können.
Tipp 2: Anpassung der Anlagestrategie
Während Ihrer Ansparphase war es sinnvoll, aktienlastigere Strategien zu wählen, um von den langfristig höheren Renditen profitieren zu können. Mit der Pensionierung jedoch sollten Sie Ihre Aktienquote überdenken. Eine schrittweise Umschichtung Ihres Kapitals in sicherere Anlagen kann helfen, das Risiko eines Markteinbruchs kurz vor der Pension abzufedern. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie auf Ihr Kapital angewiesen sind, um Ihren gewohnten Lebensstandard im Ruhestand zu geniessen.
Tipp 3: Diversifizierung Ihrer Anlagen
Stellen Sie sicher, dass Ihr Kapitalguthaben diversifiziert ist. Dies bedeutet, dass Sie nicht nur in Aktien oder Aktienfonds, sondern auch in andere Anlageformen wie Immobilien oder Anleihen investieren sollten. Eine breite Streuung Ihrer Anlagen kann helfen, Risiken zu minimieren und stabilere Renditen zu erzielen.
Tipp 4: Berücksichtigung der Säule 3a
Nutzen Sie auch Ihr Säule 3a-Guthaben aus der privaten Vorsorge. Diese bietet steuerliche Vorteile und kann eine gute Ergänzung zu Ihren Pensionskassengeldern sein, um Ihre Altersvorsorge optimal zu gestalten.
Vor der Pension:
Investieren Sie noch vor der Pensionierung in Wertschriften 3a-Lösungen mit höherem Aktienanteil, um von den potenziellen höheren Renditen zu profitieren.
Nach der Pensionierung:
Sobald Sie Ihr Vorsorgekapital aus der 3. Säule beziehen können, lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten! Mit Investitionen in Wertschriften profitieren Sie von höheren Renditen, als es Zinsen auf dem Bankkonto gibt.
Hinweis:
Wenn Sie mehrere 3. Säule-Konten haben, profitieren Sie beim gestaffelten Bezug von Steuervorteilen, da Sie dadurch die Steuerprogression brechen. Ausserdem verschaffen Sie sich im besten Fall auch einen längeren Anlagehorizont, wenn Sie zum Beispiel mit 60 Jahren Ihr Vorsorgekapital aus Ihrem ersten Säule 3a-Konto beziehen und dieses anlegen.
Tipp 5: Professionelle Beratung in Anspruch nehmen
Da die Entscheidungen über Ihr Altersvorsorgeguthaben eine direkte Auswirkung auf Ihre finanzielle Sicherheit im Alter haben, kann eine professionelle Beratung sehr wertvoll sein. Gerne unterstützen unsere TKB-Beraterinnen und TKB-Berater Sie und helfen Ihnen, eine auf Ihre persönlichen Bedürfnisse und Ziele abgestimmte Anlagestrategie zu entwickeln.
Tipp 6: Frühzeitig aktiv werden
Warten Sie nicht bis zur letzten Minute, um Ihre Anlagestrategie zu überdenken. Beginnen Sie bereits jetzt mit der Planung und informieren Sie sich über die Möglichkeiten, wie Sie Ihr Guthaben aus der beruflichen Vorsorge und der privaten Vorsorge optimal nutzen bzw. wie Sie Ihr Geld anlegen können, um Ihre finanzielle Situation in der Pension aufzubessern.
Fazit: Proaktiv planen
Die richtigen Entscheidungen jetzt sind von hoher Bedeutung für Ihre finanzielle Unabhängigkeit im Alter. Indem Sie sich proaktiv mit Ihren frei werdenden Pensionskassengeldern sowie Ihrem Guthaben aus der 3. Säule und deren Anlage beschäftigen, können Sie die richtigen Hebel in Bewegung setzen, sodass Sie finanziell besser abgesichert in das neue Lebenskapitel starten und Ihren Ruhestand geniessen können. Nutzen Sie dabei die Vorteile einer diversifizierten Anlagestrategie und ziehen Sie gegebenenfalls professionelle Hilfe in Betracht, um Ihre Ziele zu erreichen.
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Karel E. Ehmann, Senior Spezialist Marktkommunikation und ehemaliger Leiter Investment Center, hat diesen Beitrag gemeinsam mit dem Redaktionsteam erarbeitet. Karel ist seit 2010 bei der Thurgauer Kantonalbank und hat in seiner vorherigen Tätigkeit das neunköpfige Team des Investment Centers der TKB geleitet. Das Investment Center verwaltet Milliardenbeträge in der Vermögensverwaltung und ist für die Beraterinnen und Berater der TKB bei allen Fragen rund ums Anlegen die Anlaufstelle. In seiner neuen Funktion lässt Karel sein profundes Anlegerwissen in die Kommunikationsmassnahmen einfliessen und trägt so zur finanziellen Bildung der TKB-Kundinnen und TKB-Kunden bei. Karel ist in seiner Freizeit vorwiegend in den Bergen unterwegs und hat dank der Pensumsreduktion mehr Zeit, Yoga zu praktizieren und mit seinen erwachsenen Töchtern über die Klimadebatte zu diskutieren.