
Der Traum vom eigenen Zuhause ist greifbar, doch die Finanzierung bleibt oft eine Herausforderung. Eine mögliche Lösung, die nötigen Eigenmittel von 20 Prozent der Kaufsumme einzubringen, ist: Pensionskassenguthaben nutzen. Doch lohnt sich das wirklich? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Vor- und Nachteile der Vorbezug oder die Verpfändung von PK-Geldern mit sich bringen und wie sie Ihre Vorsorge beeinflussen. Lesen Sie weiter und finden Sie heraus, was für Sie am besten ist!

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Vorbezug oder Verpfändung von Pensionskassengeld?
Das berufliche und private Vorsorgekapital ist grundsätzlich für die Altersvorsorge vorgesehen. Es gibt aber zwei gängige Möglichkeiten, wie Sie Ihr Vorsorgekapital für den Hauskauf nutzen können: den Vorbezug oder die Verpfändung. Die Verwendung von Pensionskassengeld für den Erwerb von Wohneigentum ist jedoch an bestimmte Bedingungen geknüpft. Bevor Sie sich also entscheiden, Ihr Pensionskassenguthaben bzw. Ihre gebundene Vorsorge (Säule 3a) für den Erwerb eines Eigenheims zu verwenden, sollten Sie die folgenden Unterschiede und Voraussetzungen beachten:
1. VORBEZUG
Der Vorbezug ermöglicht es Ihnen, einen Teil Ihres Vorsorgekapitals vorzeitig für den Erwerb von Wohneigentum zu verwenden. Dabei ist zu beachten, dass jedoch immer 10% aus dem freien Vermögen oder der Säule 3a stammen müssen. Die Auszahlung erfolgt ausschliesslich auf ein Hypothekar-/Baukonto oder auf das Konto der Verkäuferin oder des Verkäufers. Eine direkte Auszahlung an die versicherte Person ist nicht zulässig.
2. VERPFÄNDUNG
Bei der Verpfändung wird Ihr verfügbares Pensionskassenguthaben als zusätzliche Sicherheit für Ihre Hypothek verwendet, bleibt aber weiterhin in der Pensionskasse.
Voraussetzungen
Anspruch auf Wohneigentumsförderung haben nur Personen, die das Wohneigentum dauernd selbst bewohnen. Zudem müssen Antragstellerin oder Antragsteller im Grundbuch als Eigentümerin bzw. Eigentümer oder Miteigentümerin bzw. Miteigentümer eingetragen sein. Dies gilt sowohl für einen Vorbezug als auch für eine Verpfändung.
Ausschliesslich Hauptwohnsitze werden gefördert – es ist also kein Vorbezug oder keine Verpfändung für Zweitwohnsitze oder Ferienwohnungen, Renditeliegenschaften, Bauland etc. möglich.
Möglich ist auch Wohneigentum im Ausland (beispielsweise bei einer Grenzgängerin oder einem Grenzgänger). Es muss jedoch immer von der versicherten Person und ihrer Familie als Hauptwohnsitz genutzt werden. Es darf also nicht vermietet werden.
Das mit Pensionskassengeldern finanzierte Wohneigentum unterliegt einer Veräusserungsbeschränkung , welche im Grundbuch angemerkt werden muss. Verheiratete Personen benötigen bei einem Verkauf die Zustimmung ihrer Ehefrau oder ihres Ehemannes.
Beim Antrag für einen Vorbezug aus der Pensionskasse sind auch Altersbeschränkungen zu beachten.
Der Mindestbetrag für einen Vorbezug zum Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum beträgt bei der Pensionskasse 20'000 Franken. Für die Verpfändung gibt es grundsätzlich keinen Mindestbetrag.
Schon gewusst?
Bei der Säule 3a gibt es keine Mindestbezugslimite. Auch kann immer das gesamte Guthaben aus der Säule 3a bezogen werden, egal wie alt die Bezügerin oder der Bezüger ist. Im Gegensatz zur Pensionskasse können Sie bei der 3. Säule ausserdem sofort vor bzw. nach einem Bezug weiterhin die maximal zulässigen Jahresbeiträge einzahlen.
Soll ich mein Geld aus der 2. Säule fürs Eigenheim vorbeziehen?
Die Entscheidung, ob Sie Ihr Pensionskassenguthaben für den Hauskauf verwenden wollen, hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst müssen Sie sich bewusst machen, dass ein Pensionskassenbezug langfristige Auswirkungen auf Ihre Vorsorge haben wird.
Vor- und Nachteile des Vorbezugs
Vorteile
- Geringere Hypothekenbelastung: Mit einem Vorbezug aus Ihrer Pensionskasse erhöhen Sie Ihre Eigenmittel und müssen so eine weniger hohe Hypothek aufnehmen. Das senkt Ihre Belastung für monatliche Hypothekarzinsen.
- Erhöhung des Eigenkapitals: Durch den Vorbezug (teilweiser oder vollständiger Bezug) Ihres Pensionskassenguthabens erhöhen Sie Ihr Eigenkapital.
- Reduzierung der finanziellen Belastung durch niedrigere Fremdkapitalkosten: Mehr Eigenkapital bedeutet auch niedrigere Amortisationszahlungen, was den finanziellen Spielraum für die jährlichen Zahlungen entlastet. Somit sind Sie flexibler und haben mehr Freiheit in der Planung der Selbstvorsorge. Sie können dadurch beispielweise Ihre private Vorsorge (3. Säule) aufbauen und wirken der reduzierten Altersvorsorge in der 2. Säule erst noch entgegen.
- Verbesserung der Tragbarkeit und Erweiterung des finanziellen Spielraums: Ein höheres Eigenkapital ermöglicht Ihnen den Erwerb einer Immobilie mit höherem Kaufpreis.
Nachteile
- Reduzierte Altersvorsorge: Durch den Vorbezug sinkt Ihr Pensionskassenguthaben. So kann eine wesentliche Lücke in Ihrer Altersvorsorge entstehen, weil Sie eine tiefere Pensionskassen-Altersrente erhalten. Eventuell können Sie dadurch Ihren Lebensstandard im Alter nicht beibehalten.
- Tiefere Risikoleistungen: Je nach Ihrer Pensionskasse sind die Versicherungsleistungen bei Invalidität oder bei Tod mit Ihrem projizierten Altersguthaben verknüpft. Ein Vorbezug kann also dazu führen, dass diese Leistungen entsprechend reduziert werden. Möchten bzw. müssen Sie diese Risikoleistungen privat versichern, kostet dies entsprechende Prämien.
- Rückzahlungspflicht: Der vorbezogene Betrag muss von der anspruchsberechtigten Person oder ihren Erben zurückbezahlt werden, wenn das Wohneigentum veräussert wird, Rechte an diesem Wohneigentum eingeräumt werden, die wirtschaftlich einer Veräusserung gleichkommen, sowie bei Tod der anspruchsberechtigten Person, wenn keine Vorsorgeleistung fällig wird. Eine Ausnahme besteht, wenn innerhalb einer gewissen Frist eine neue Liegenschaft im Rahmen der Wohneigentumsförderung gekauft wird. Scheidung, Krankheit oder Jobverlust könnten Sie zum Verkauf Ihres Hauses unter Wert zwingen. Weil Sie dann die aus der Pensionskasse bezogenen Gelder vollständig zurückzahlen müssen, könnte eine solche Situation Sie in finanzielle Schwierigkeiten bringen.
- Keine freiwilligen Einkäufe: Es sind keine Einkäufe in die Pensionskasse möglich, solange der Vorbezug nicht zurückbezahlt ist.
Vor- und Nachteile der Verpfändung
Vorteile
- Keine Vorsorgelücken: Da Sie das Pensionskassenguthaben unverändert in Ihrer Pensionskasse belassen, bleiben Ihre Vorsorgeleistungen im Alter, bei Invalidität und im Todesfall in gleicher Höhe erhalten, solange keine Pfandverwertung erfolgt. So sparen Sie die Prämien für allfällige private Vorsorgepolicen und haben weiterhin Anspruch auf die vollen Rentenleistungen.
- Freiwillige Einkäufe: Freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse sind bei der Verpfändung nach wie vor möglich.
Nachteile
- Höhere Hypothek: Bei einer Verpfändung wird eine höhere Hypothek aufgenommen, da das Pensionskassenguthaben nur als Pfand und nicht wie bei Vorbezügen als Eigenmittel eingesetzt wird. Dies hat zur Folge, dass die Tragbarkeit erschwert werden kann. Achtung: Diese höhere Zusatzfinanzierung müssen Sie, gleich wie die 2. Hypothek, innert 15 Jahren amortisieren.
- Risiko der Pfandverwertung: Die Bank greift auf das Pfand zu, wenn Sie im schlimmsten Fall die Zinsen nicht mehr zahlen können und der Verkaufserlös der Liegenschaft nicht reicht, um die Hypothekarschuld zu tilgen. Eine Pfandverwertung hat die gleichen Auswirkungen auf den Vorsorgeschutz wie ein Vorbezug.
- Einschränkung Ihrer Freiheit: Sie benötigen die Zustimmung der Pfandgläubigerin oder des Pfandgläubigers, falls Sie sich die Freizügigkeitsleistung oder (im Vorsorgefall) die Vorsorgeleistung auszahlen lassen möchten. Wenn Sie den Kredit nicht wie vereinbart zurückzahlen können und ein Vorsorgefall eintritt (Pensionierung, Invalidität oder Todesfall), müssen Sie so lange auf die Rente verzichten, bis Ihre Schuld getilgt ist.
Hinweis
Wie Sie Vorsorgelücken erkennen und schliessen, erfahren Sie in unserem Blogartikel «Vorsorgelücke erkennen und vermeiden – so klappt’s».
Experten-Empfehlung
Steuerfolgen bei Vorbezug und Verpfändung
Wer sich Gedanken macht zu Vorbezug und Verpfändung, denkt wohl nicht in erster Linie an Steuervor- und -nacheile. Sie sind dann eher eine Konsequenz, die es auch zu beachten gilt.
Vorbezug
- Der Vorbezug wird unabhängig von Ihrem steuerbaren Einkommen zu einem vergünstigten separaten Vorsorgetarif (ca. 6–8 % des Vorbezugs) besteuert. Für Pensionskassen- und Säule 3a-Bezüge gilt derselbe Tarif. Diese Steuern müssen Sie von Ihrem Ersparten bezahlen.
- Das vorbezogene Pensionskassenguthaben erhöht Ihr steuerrelevantes Vermögen, was je nach dessen Höhe zu höheren Vermögenssteuern führen kann.
- Tiefere abzugsfähige Hypothekarzinsen erhöhen Ihre Einkommenssteuerbelastung.
- Steuerlich abzugsfähige Einkäufe in die Pensionskasse sind erst nach der vollständigen Rückzahlung des Vorbezugs möglich (Ausnahme: Scheidungseinkäufe).
- Bei einem Vorbezug innerhalb von 3 Jahren nach einem freiwilligen Pensionskasseneinkauf wird die Steuerbehörde den Einkauf steuerlich wieder aufrechnen (Nachsteuern).
Verpfändung
- Die Steuerlast ist niedriger, da mehr steuerlich abziehbare Schuldzinsen anfallen sowie ein tieferes steuerbares Vermögen vorhanden ist. Ausserdem sind keine Kapitalbezugssteuern zu zahlen, da im Gegensatz zum Vorbezug kein Geld bezogen wird.
Wie häufig können Vorbezüge beantragt werden?
Sie können alle fünf Jahre einen Vorbezug aus Ihrem Pensionskassenguthaben beantragen. Das gilt auch für die private Vorsorge (Säule 3a). Vorbezüge aus der Pensionskasse dürfen in der Regel bis spätestens 3 Jahre vor dem reglementarischen Pensionsalter erfolgen. Bei der Säule 3a ist der Vorbezug nur bis 5 Jahre vor dem AHV-Referenzalter (aktuell 65) möglich. Danach können Sie über das Säule 3a-Guthaben frei verfügen.
Maximale Höhe des Vorbezugs oder der Verpfändung
Die maximale Höhe, die Sie vorbeziehen oder verpfänden können, hängt vom Wert des Wohneigentums sowie Ihrem Eigentumsanteil und Ihrem Pensionskassenguthaben ab. In der Regel haben Sie bis zum 50. Lebensjahr auf das gesamte Pensionskassenguthaben für den Kauf Ihres Wohneigentums Zugriff. Ab Alter 50 ist die Höhe des Vorbezugs bzw. der Verpfändung auf den grösseren der nachfolgenden Beträge beschränkt:
- Höhe des Pensionskassenguthabens im Alter 50 oder
- die Hälfte des Kapitals zum Zeitpunkt des Vorbezugs
Den genauen Betrag finden Sie auf Ihrem aktuellen Vorsorgeausweis.
Rückzahlung eines Vorbezugs
Der Mindestbetrag für eine Rückzahlung des Vorbezugs an die Pensionskasse beträgt 10'000 Franken. Die beim Vorbezug bezahlten Steuern können Sie, innerhalb von max. 3 Jahren nach der Rückzahlung, anteilsmässig zurückfordern. Grundsätzlich sind Sie nicht zur Rückzahlung des vorbezogenen Kapitals aus der 2. Säule verpflichtet. Im Gegenzug müssen Sie dann einfach eine Kürzung der Leistungen, beispielsweise eine niedrigere Altersrente, hinnehmen.
Die Pflicht zur Rückzahlung des Vorbezugs in die 2. Säule entsteht aber, wenn Sie zum Beispiel Ihr Wohneigentum verkaufen. Die Veräusserungsbeschränkung Ihrer Pensionskasse sorgt hier für die Einhaltung dieser Bestimmung. Diese mögliche Pflicht bzw. Ihr Recht zur Rückzahlung gilt bis zur Entstehung des reglementarischen Anspruchs auf Altersleistungen (Rentenantritt), bis zum Eintritt eines anderen Vorsorgefalls oder bis zur Barauszahlung der Freizügigkeitsleistung.
Bei der gebundenen 3. Säule gibt es keine Pflicht bzw. Möglichkeit zur Rückzahlung der vorbezogenen Gelder.
Fazit
Die Nutzung Ihres Pensionskassenguthabens für den Hauskauf kann eine attraktive Möglichkeit sein, zusätzliches Eigenkapital für die Finanzierung zu schaffen. Allerdings sollten Sie sich der Auswirkungen auf Ihre Altersvorsorge, Ihren Versicherungsschutz und die Steuern bewusst sein. Eine gründliche Finanzberatung ist unerlässlich, um die richtige Entscheidung zu treffen und die langfristigen Folgen zu verstehen. Holen Sie sich professionelle Unterstützung, um Ihre finanzielle Zukunft optimal zu gestalten!

Reto Zimmermann, Leiter Vorsorge und Finanzplanung, stand dem Redaktionsteam für diesen Artikel mit seiner Fachexpertise zur Verfügung. Reto ist schon seit 2012 bei der TKB und führt das Team Vorsorge und Finanzplanung. Als Experte in diesem Bereich berät und unterstützt er Menschen, die ihre finanzielle Zukunft und persönliche Sicherheit im Blick behalten und optimieren möchten. Mit seinem fundierten Wissen unterstützt der eidg. dipl. KMU-Finanzexperte und Finanzplaner mit eidg. Fachausweis auch die TKB-Kundenberaterinnen und TKB-Kundenberater bei Fachfragen. Ausserdem gibt er sein Expertenwissen bei seiner Referententätigkeit an Fachveranstaltungen und Schulungen weiter. In seiner Freizeit verbringt Reto gerne Zeit in der Natur. Gemeinsam mit seiner Familie geniesst er Ausflüge in die Berge und Wälder. Zudem steht er oft am Grill und auch gerne in der Küche, wo er mit viel Hingabe und Kreativität köstliche Gerichte zaubert.