Ist das Leben in den eigenen vier Wänden für alle erstrebenswert? Oder passt ein Mietobjekt besser zu meinem Lebensentwurf? Mieten oder kaufen? Wir helfen dabei, die Antwort darauf zu finden, und erklären, welche Vor- und Nachteile Miete und Kauf einer Immobilie mit sich bringen.
Rund 58 Prozent der Schweizer Bevölkerung wohnen zur Miete. Doch nicht alle tun dies gleich gerne – im Gegenteil! Der Traum vom Eigenheim ist gross: 86 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer zwischen 18 und 79 Jahren träumen vom Eigenheim. Die tiefe Wohneigentumsquote zeigt, dass dies für viele ein Traum bleiben wird. Sie bleiben Mieterin und Mieter.
Entscheidend dafür sind aber nicht nur die Finanzen, der Kaufpreis und der Schweizer Wohnungsmarkt. Auch die persönlichen Präferenzen und die individuelle Lebensplanung können dafür sorgen, dass sich das Leben als Mieterin oder Mieter besser eignet. Was ist also besser: Wohnung oder Haus mieten oder kaufen? Schliesslich bieten sowohl Mietobjekte als auch Wohneigentum Vor- und Nachteile.
Mieten: einfach umziehen, dafür weniger Selbstbestimmung
Vorteile von Mietobjekten:
- hohe Flexibilität bei einem Umzug
- weniger Verantwortung für das Wohnobjekt, die Immobilie
- mehr verfügbares Kapital
- keine Kosten für grössere Arbeiten wie Renovationen, Umbau etc.
- niedrige Unterhaltskosten
Nachteile von Mietobjekten:
- weniger Flexibilität in der Gestaltung des Wohnraums
- Risiko von Kündigung durch Vermieterin oder Vermieter
- Mieten ist nicht günstig, grosser Budgetposten für die monatliche Miete für fremdes Eigentum
- Risiko einer Mietzinserhöhung
Kaufen: maximale Freiheit bei langfristiger Lebensplanung
Vorteile bei einem Eigenheim:
- mehr Freiheit bei der Gestaltung der Immobilie
- tiefere monatliche Wohnkosten
- kein Risiko einer Kündigung durch Vermieterin oder Vermieter
- Möglichkeit, die Immobilie exakt nach den eigenen Wünschen (um)bauen zu lassen
- Planungssicherheit durch fixe langjährige Hypothek
- mögliches Zusatzeinkommen durch (Teil-)Vermietung
- Haus als solide, sichere Anlage und Altersvorsorge
- meist steuerliche Vorteile
Nachteile bei einem Eigenheim:
- weniger Flexibilität bei einem Umzug aus dem Haus oder der Wohnung
- langfristige Verbindlichkeit: langfristige Lebensplanung und finanzielle Stabilität nötig
- höhere finanzielle Hürde als Miete (Eigenkapital für Kaufpreis)
- Risiko höherer Zinsen bei Anschlussfinanzierung
- Risiko eines Werteverlusts des Wohneigentums
- Kosten für Instandhaltung der Immobilie sind selbst zu tragen
- Eigenmittel sind langfristig gebunden
Nicht nur Anlage, sondern auch Zuhause
Lieber nicht mehr mieten, sondern kaufen und der Traum vom Eigenheim soll nicht nur ein Traum bleiben? Dann gilt es, sich mit den eigenen Finanzen, der persönlichen Lebenssituation und der mittel- bis langfristigen Lebensplanung auseinanderzusetzen.
Schliesslich ist ein Eigenheim nicht nur eine langfristige Geldanlage, sondern im Idealfall auch ein langfristiges Zuhause: Eigentumswohnungen werden in der Regel über 30 Jahre gehalten, eigene Häuser sogar über 50 Jahre – und vielfach bleibt das Eigenheim auch über Generationen hinweg ein geliebtes Zuhause. Für viele junge Familien ist die Übernahme des Elternhauses die einfachste Möglichkeit, ein Eigenheim, eine Immobilie zu erwerben.
Herr Mieter oder Frau Eigentümerin?
Wer also von den eigenen vier Wänden träumt – egal ob vom Häuschen im Grünen, der Villa am Stadtrand oder der Dachwohnung mitten in der Stadt –, sollte vorweg folgende Fragen für sich selbst beantworten:
- Wie sehen meine persönlichen Zukunftspläne privat wie auch beruflich aus?
- Wie stelle ich mir das Leben im Alter vor?
- Wie sehen meine aktuellen finanziellen Verhältnisse aus und wie werden sich diese voraussichtlich entwickeln? Zu berücksichtigen sind das aktuelle und das voraussichtlich künftige Einkommen, Ersparnisse, Vorsorgegelder, Anlagen und deren Erträge sowie mögliche Erbschaften und Schenkungen.
- Wohin würde ich gerne ziehen? Und wie sieht das Miet- und Kaufpreisniveau in der Wunschregion aus?
- Wie sieht die Steuersituation an meinem künftigen Wohnort aus?
- Wie werden sich Zinsen und Immobilienwerte künftig entwickeln?
- Wie schnell und zu welchem Preis würde ich ein Objekt in der Wunschregion wieder verkaufen können?
Budget und Auffassung von Unabhängigkeit entscheidend
Nicht alle Fragen lassen sich einfach beantworten. Umso wichtiger ist es, realistisch und ehrlich zu bleiben und langfristig zu denken. Auch wenn aktuell eine eigene Immobilie vielleicht nicht im Rahmen des Möglichen liegt, so kann sich dies in einigen Jahren ändern – entsprechend lohnt es sich, den Traum von den eigenen vier Wänden nicht sofort zu begraben, sondern sich dann wieder mit dem Thema auseinanderzusetzen, wenn sich die eigene finanzielle oder persönliche Situation ändert.
Neben den Finanzen ist das Thema Unabhängigkeit ebenfalls wichtig: Will man sich auf einen Wohnort festlegen, wenn die Arbeitswelt immer mobiler und flexibler wird? Oder heisst Unabhängigkeit, so wohnen zu können, wie man es will? Was ist besser: mieten oder kaufen? Schnell wird klar – eine allgemeingültige Antwort auf die Frage gibt es nicht. Und auch wenn viele vom eigenen Zuhause träumen: Nicht für alle ist eine langfristige Verpflichtung und der Kauf eines Eigenheims gleich erstrebenswert.
Cédric Fehlmann, Senior Produktmanager, stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel mit seiner Fachexpertise unterstützend zur Seite. Cédric ist schon seit 20 Jahren bei der Thurgauer Kantonalbank, hat einen Bachelor of Science in Betriebsökonomie mit Vertiefung in Bank- und Finanzwesen und ist für die Weiterentwicklung und Pflege des Produktportfolios im Bereich Finanzieren zuständig. Auch verantwortet er die end-to-end Prozesse, führt Markt- und Mitbewerberbeobachtungen durch und arbeitet in zahlreichen Projekten mit. In seiner Freizeit verbringt er gerne Zeit mit seiner Frau und seinen zwei Kindern und powert sich beim Eishockey aus.