Der dritte Lebensabschnitt, vom Arbeits- ins Rentnerleben, wirkt sich auch auf die finanzielle Situation aus. Neu-Rentnerinnen und -Rentner müssen ihre Anlagestrategien überprüfen und allenfalls anpassen.
Der Gedanke an den Ruhestand stimmt viele Erwerbstätige freudig. Es bedeutet aber auch, sich neu orientieren zu müssen und den Alltag anders zu strukturieren, denn durch die Pensionierung verschieben sich die Prioritäten. Wo früher die Arbeit im Fokus stand, sind es im Rentneralltag vielleicht das geliebte Hobby, die Enkelkinder, das Reisen oder der Garten und das Eigenheim.
Die soziale und emotionale Umstellung ist das eine. Etwas anderes, höchst Relevantes, sind die Anpassungen bei den Finanzen. Das Erwerbseinkommen fällt weg, dafür treffen die monatlichen Leistungen aus der ersten und zweiten Säule ein. Reichen diese Leistungen für einen sorgenlosen Ruhestand? Nicht bei allen. Bei den meisten entsteht eine Einkommenslücke. Wer bereits früh mit der privaten Vorsorge begonnen hat, kann diese Lücke von 20 bis 30 Prozent Ausgabenüberschuss schliessen. Mehr dazu in unserem Artikel «Vorsorgelücke erkennen und vermeiden: So klappt's».
Klarheit schaffen über die Finanzen nach der Pensionierung
«60 ist das neue 50», sagen viele. Tatsächlich sind Pensionierte heute viel vitaler als früher. Sie sind fit, unternehmungslustig und haben noch zahlreiche Pläne und Ziele. Deshalb sollte das Vermögen im Ruhestand idealerweise weiterwachsen, damit Pensionäre den gewohnten Lebensstandard halten und die Zeit geniessen können. Vielleicht reichen die Finanzen ja sogar noch, um einen lang ersehnten Traum zu erfüllen. Es gilt darum, die finanziellen Mittel gut einzuplanen. Wer bereits vor der Pensionierung sein Vermögen in Geldanlagen investiert hat, sollte seine Anlagestrategie überprüfen.
Als Basis dient eine finanzielle Standortbestimmung. Die Einnahmen werden dem Ausgabenbudget gegenübergestellt, dadurch wird die erwähnte Einkommenslücke ausgewiesen. Es ist sehr ratsam, eine solche Standortbestimmung bereits Jahre vor der Pensionierung zu machen, um herauszufinden, ob der Lebensstandard gehalten werden kann. Mehr dazu in unserem Artikel «11 Tipps für eine sorgenfreie Pension».
Mit der Auslegeordnung, der Betrachtung des Vermögens und dem Wissen über die Höhe der Einkommenslücke wird das vorhandene Geld wie folgt verplant:
- Mit dem sogenannten Verzehrteil wird das Ziel verfolgt, die jährliche Einkommenslücke für die ersten fünf bis zehn Jahre nach der Pensionierung zu decken.
- Der Wachstumsteil kommt zum Zug, wenn der Verzehrteil aufgebraucht ist.
Beispiel
Peter Müller wird in einem Jahr pensioniert und kann mit den Leistungen aus der AHV und der Pensionskasse rund 65 Prozent seines Lebensunterhalts abdecken. Die Einkommenslücke beläuft sich jährlich auf rund 30‘000 Franken, welche er aus seinen Ersparnissen nehmen muss. Das Vermögen von Peter Müller beträgt zum Zeitpunkt der Pensionierung 800'000 Franken.
Verzehrteil: 300'000 Franken für den Kapitalbedarf der ersten zehn Jahre. Der Fokus liegt auf liquiden und sicherheitsorientierten Anlageformen und einem Anlagehorizont von bis zu neun Jahren.
Wachstumsteil: 500'000 Franken für die Zeit nach dem 75. Lebensjahr. Somit liegt der Anlagehorizont bei über zehn Jahren, wodurch in schwankungsanfälligere Anlageinstrumente investiert werden kann.
Aktie, Obligationen und Co.: Geld strategisch klug anlegen
Der Wachstumsteil und der Verzehrteil verlangen unterschiedliche Anlagestrategien. Denn je kurzfristiger das Geld für alltägliche Ausgaben verfügbar sein muss, desto wichtiger sind Anlagen mit geringen Kursschwankungen. Hingegen sollten Anlegerinnen und Anleger das Geld, welches erst nach einigen Jahren gebraucht wird, risikofreudiger investieren, um dadurch potenziell höhere Renditen zu erhalten.
- Für den Verzehrteil ist es wichtig, dass die Gelder liquide sind – also einfach und schnell verfügbar. Anlegerinnen und Anleger sollten deshalb eine konservative Anlagestrategie wählen – beispielsweise mit einer Kontolösung oder auch Investitionen in festverzinsliche Obligationen, defensive Aktien oder Fondslösungen. Diese werfen zwar weniger Rendite ab, jedoch sind die Anlageformen deutlich sicherer.
- Beim Wachstumsteil investieren Anleger und Anlegerinnen mit einem längeren Anlagehorizont. Dadurch können sie auch in schwankungsanfälligere Anlagen wie Aktien investieren und sich über potenziell höhere Renditen freuen. Wichtig dabei: Nicht alles auf ein «Börsenpferd» setzen. Diversifikation, also das Streuen von Risiken auf unterschiedliche Anlageformen.
Wer sein Vermögen anlegen möchte, sollte sich professionell beraten lassen. Denn mit der passenden, frühzeitigen Planung und der daraus resultierenden Anlagestrategie steht dem Geniessen vom Rentnerleben finanziell meist nichts mehr im Wege.