Januar 2025 | Die Hälfte der Thurgauer Unternehmen berichtet von einem guten Geschäftsjahr 2024, trotz herausforderndem internationalem Umfeld. Für das laufende Jahr geben sie sich zuversichtlich. Das zeigt die aktuelle TKB-Firmenkundenumfrage.

Das Jahr 2024 wird dereinst keine Wirtschaftsgeschichtsbücher prägen. Und das ist gut so. Nach stürmischen Jahren mit Coronapandemie, Lieferkettenengpässen, Ausbruch des Ukrainekriegs, Energiekrise und Inflation blieben die grossen Turbulenzen zumindest aus wirtschaftlicher Sicht aus.

Zähe Entwicklung in Industrie

2024 wird aber auch nicht als besonders gutes Jahr in Erinnerung bleiben. Im Thurgau berichtet übers Ganze gesehen keine der vier Hauptbranchen von einer Verbesserung des Geschäftsgangs. Vor allem die Exportindustrie hatte und hat mit einer zähen Entwicklung und fehlenden Impulsen aus dem Ausland zu kämpfen. Allen voran Deutschland steckt in einer Konjunkturflaute und steht gleichzeitig vor grossen strukturellen Herausforderungen. Das spürt insbesondere die Thurgauer Industrie, für die Deutschland klar wichtigster Einzelzielmarkt im Ausland ist. So berichtet jedes vierte befragte Industrieunternehmen von einem unbefriedigenden Geschäftsgang und jedes dritte von einer verschlechterten Auslastung. Umso erfreulicher: Mehr als jeder dritte Industriebetrieb stuft 2024 trotzdem als gutes Geschäftsjahr ein.

Thurgauer Unternehmen im Grossen und Ganzen zufrieden mit 2024
Beurteilung des Geschäftsjahrs 2024, nach Branche

Inlandorientierte Branchen stützen

Die schwache Auslandnachfrage spürt auch der Grosshandel. Insbesondere die Industriezulieferer berichten von einem schwachen Auftragseingang. Deutlich zufriedener zeigen sich die inlandorientierten Branchen. Im Baugewerbe berichten über 90 Prozent der Thurgauer Unternehmen von einer befriedigenden bis guten Geschäftslage. Das Ausbaugewerbe brummt, besonders energetische Sanierungen sind weiter gefragt. Der Hochbau profitiert davon, dass die Zinsen wieder sinken und aufgeschobene Projekte realisiert werden. Bei den Dienstleistungsbetrieben zeigt sich derweil durchs Band ein positives Stimmungsbild.

Eintrübung in der Industrie, inlandorientierte Branchen stützen
Beurteilung des jeweiligen Geschäftsjahrs, nach Branchen, Saldo aus «gut» und «unbefriedigend»

Ausblick stimmt optimistisch

Die heterogene Entwicklung dürfte sich auch im laufenden Jahr fortsetzen. Insgesamt zeigen sich die Unternehmen aber optimistisch. Über sämtliche Hauptbranchen hinweg wird im Schnitt ein Anstieg von Auslastung, Umsatz und Gewinn erwartet. Der Personalbestand wird insgesamt als passend beurteilt, während bei den Investitionen eine gewisse Zurückhaltung zu beobachten ist.

«Die Lage ist zweifellos herausfordernd», sagt Remo Lobsiger, Leiter des Bereichs Geschäftskunden der TKB, im Interview. In Deutschland herrsche Unsicherheit, in den USA drohe zunehmender Protektionismus und hierzulande stünden wichtige wirtschaftspolitische Entscheidungen an, wie beispielsweise die künftigen Handelsbeziehungen mit der EU und anderen Staaten. Den Mut würde man aber nicht verlieren: «Unternehmerinnen und Unternehmer zeichnen sich durch eine positive Grundeinstellung aus», sagt Remo Lobsiger.

Optimistischer Ausblick
Erwartete Entwicklung für das Jahr 2025 im Vergleich zu 2024, alle Branchen

Allgemein wird das Potenzial für Wachstum als nicht mehr ganz so günstig eingeschätzt wie noch in den beiden Vorjahren. Sieben von zehn Unternehmen fokussieren hierfür auf ihr Kerngeschäft. Ein Drittel der Unternehmen sieht Potenzial in Akquisitionen, während jedes vierte Unternehmen Wachstumspotenzial in Produkt- respektive Geschäftsmodellinnovationen sieht.

Fachkräftemangel leicht entschärft, aber weiterhin grösste Herausforderung

Geeignete Fachkräfte zu rekrutieren, erweist sich weiterhin als schwierig: 56 Prozent der befragten Unternehmen beurteilen den Fachkräftemangel als eine der drei grössten Herausforderungen fürs kommende Jahr. Gegenüber den beiden Vorjahren, in denen der Anteil jeweils rund zwei Drittel betrug, scheint sich der Fachkräftemangel damit aber leicht entschärft zu haben. Unverändert zu schaffen machen den Unternehmen auch weiterhin die regulatorischen Anforderungen, gefolgt von den veränderten Kundenbedürfnissen und dem steigenden Wettbewerb.

Top 5 der erwarteten Herausforderungen für die kommenden Jahre
Anteil Nennungen (maximal 3 Nennungen aus einer Auswahl von 15 potenziellen Herausforderungen möglich)

Im Baugewerbe stellt der Fachkräftemangel die mit Abstand grösste Herausforderung dar, wobei mehr als jedes sechste Unternehmen davon betroffen ist. Im Gross- und Detailhandel steht der zunehmende Wettbewerb im Fokus, der unter anderem durch Konkurrenz aus dem Ausland sowie den Einkaufstourismus verstärkt wird. In der Industrie sind vor allem der starke Schweizer Franken sowie die hohen Energiekosten von Bedeutung, was die Wettbewerbsfähigkeit im Ausland belastet.

Dass die Thurgauer Unternehmen diese eher unsicheren Zeiten durchstehen, daran hat Remo Lobsiger keine Zweifel: «Flexibilität ist das Schlüsselwort. Unternehmen, die in der Lage sind, schnell zu agieren, haben einen Vorteil. Die Thurgauer Unternehmen haben immer wieder bewiesen, dass sie anpassungsfähig sind.»

Ergebnisse nach Branchen
Die Thurgauer Kantonalbank führt jährlich eine Firmenkundenumfrage durch. Beachten Sie auch die Analysen zu einzelnen Branchen.

Dieser Artikel wurde durch die IHK St.Gallen-Appenzell in Zusammenarbeit mit der Thurgauer Kantonalbank erstellt. Die Onlinepublikation wird auf der TKB-Webseite veröffentlicht und kann als Newsletter abonniert werden: Newsletter Wirtschaft Thurgau

Das könnte Sie ebenfalls interessieren