Die Stimmung im Thurgauer Handel hat sich eingetrübt. 2021 und 2022 waren sehr starke Jahre, ausgelöst durch Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie. Das vergangene Geschäftsjahr verlief deutlich schlechter. Thurgauer Gross- und Detailhändler werten 2023 insgesamt aber noch immer als «befriedigend». Die Konsumentenstimmung befindet sich seit Anfang 2022 im Dauertief. Folglich berichten sechs von zehn Unternehmen von einem Umsatzrückgang.
Fast ein Drittel der Detailhändler beurteilt das vergangene Geschäftsjahr als unbefriedigend
Frage: Wie beurteilen Sie das Geschäftsjahr 2023?
Die Detailhändler verzeichnen zudem einen leichten Personalabbau. Dies dürfte unter anderem damit zusammenhängen, dass die Arbeitsauslastung weiter deutlich abgenommen hat. Zudem wurde weniger investiert.
Die Stimmung im Grosshandel ist demgegenüber etwas besser. Die Unternehmen haben ihren Personalbestand insgesamt leicht vergrössert und die Investitionen haben verglichen zum Vorjahr etwas zugenommen. Im Grosshandel beschäftigt indes vor allem der Nachfragerückgang.
Für das kommende Geschäftsjahr erwarten die Detailhändler eine deutliche Steigerung des Gewinns sowie des Umsatzes. Die Grosshändler rechnen zwar ebenfalls mit einem Umsatzwachstum. Allerdings halten sich die Unternehmen, die eine Zunahme, und jene, die eine Abnahme des Gewinnes erwarten, die Waage. Beim Personalbestand sehen die Befragten beider Subbranchen keine weiteren Anpassungen vor.
Fachkräftemangel, Kundenbedürfnisse und Inflation fordern Händler
Frage: Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die grössten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Der Handel ist im Wandel. Das zeigt sich auch bei den grössten Herausforderungen: Lieferengpässe, das Topthema der letzten zwei Jahre, spielen heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Dafür gibt fast jedes zweite Unternehmen an, Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften zu haben. Vermehrt beschäftigen auch veränderte Kundenbedürfnisse (von 44% genannt).
Die anhaltende Inflation (für 42% eine Herausforderung) sowie die steigenden Energiekosten (von 40% genannt) dürften einerseits die Preisgestaltung erschweren, anderseits auch den Einkaufstourismus befeuern. Der Bundesrat will dieser Entwicklung entgegenwirken und schlug im November 2023 vor, den Einkauf im Ausland ab 2025 nur noch ab einem Betrag bis 150 Franken von Steuern zu befreien. Heute liegt die Grenze bei 300 Franken.
Ob und wie dies den Thurgauer Detailhandel stützt, wird sich zeigen. Derzeit sehen die Gross- und Detailhändler ihre grössten Chancen in der Ausschöpfung ihres Kerngeschäfts (84%), in Akquisitionen (47%) sowie in Produkt- und Geschäftsmodellinnovationen (je 37%).
Entwicklung und Erwartungen im Überblick
Prognose für 2023 | Effektiv 2023 | Prognose für 2024 | |
Umsatz | |||
Gewinn | |||
Personal | |||
Auslastung | |||
Investitionen |
Verwendete Daten
Die für den Text verwendeten Daten stammen, sofern nichts anderes erwähnt, aus der jährlichen Wirtschaftsumfrage der TKB bei Thurgauer Unternehmen. Sie reflektieren ein nicht repräsentatives Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung im Kanton Thurgau.
Saldomethode
Der Saldowert entspricht der Differenz der Anteile positiver und negativer Nennungen in Prozent. Beispiel: Bei 40% der Unternehmen ist der Umsatz höher und bei 10% geringer. Das ergibt einen Saldowert von 30%. Die 50% Nennungen für gleichbleibenden Umsatz werden nicht berücksichtigt.