Medienmitteilung vom 22. November 2018
«Diplomatie ist wie Segeln»
110 Vertreterinnen und Vertreter von Thurgauer Gemeinde- und Schulbehörden begrüsste die TKB am 21. Kommunalforum im Casino Frauenfeld.
Ob in der kantonalen Politik oder auf dem internationalen Parkett: Diplomatie bedeutet, das Gespräch zu suchen, sich ins Gegenüber hineinzufühlen und Kompromisse zu finden. Das haben die Thurgauer Regierungsrätin Monika Knill und der ehemalige Schweizer Diplomat Paul Widmer am 21. Kommunalforum der Thurgauer Kantonalbank (TKB) betont.
Nur wer verhandelt, kommt zu tragfähigen Lösungen – diese Erkenntnis habe nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft ihre Gültigkeit. Damit stimmte Remo Lobsiger, Mitglied der TKB-Geschäftsleitung, auf das jüngste Kommunalforum am 19. November im Casino Frauenfeld ein. 110 Gäste, vor allem aus Thurgauer Gemeinde- und Schulbehörden, nahmen an der Veranstaltung teil, die eine Plattform für Begegnung und Austausch bietet. Musikalisch bereicherte die Thurgauer Soulsängerin Larissa Baumann den Abend, der mit einem Apéro seinen Ausklang fand.
Den Gegner verstehen
Regierungsrätin Monika Knill, seit 2008 Vorsteherin des kantonalen Departements für Erziehung und Kultur, schilderte ihre persönlichen Erfahrungen mit der Alltagsdiplomatie in der Thurgauer Politik. Sie gestalte sich letztlich wie die Zubereitung eines Teiges. Die entscheidende Frage sei, wann welche Zutaten in welcher Kombination beigegeben werden müssten. Am Beispiel der politischen Auseinandersetzung um das Frühfranzösisch auf der Primarschulstufe schilderte die Regierungsrätin ihr diplomatisches Vorgehen.
Nach einer grossrätlichen Motion für die Abschaffung des Frühfranzösisch sei es darum gegangen, Einfluss auf die Gesetzesarbeit zu nehmen. Von zahlreichen Gesprächen mit Bildungsverantwortlichen und Kantonsräten bis zu Kaffeepausen und Veranstaltungen habe sie jede Möglichkeit genutzt, ihre Argumente zu platzieren, sagte Knill. Die direkte, unkomplizierte Ansprache, aber auch das ehrliche Verständnis für die Argumente der Gegner hätten letztlich dazu geführt, dass am Frühfranzösisch auf der Primarschulstufe festgehalten wurde.
Das Wort als Werkzeug
Paul Widmer, ehemaliger Schweizer Diplomat und heute Lehrbeauftragter für internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen, bestätigte den Ansatz seiner Vorrednerin und vermittelte einen anekdotenreichen Einblick in die Welt der Diplomatie. Aussenpolitik verfüge über drei Möglichkeiten, um Interessen durchzusetzen: die kriegerische Auseinandersetzung, die Scheckbuchdiplomatie und die Diplomatie im eigentlichen Sinne. Letztere arbeite mit dem Wort, versuche zu überzeugen und zu erreichen, dass souveräne Staaten miteinander Verträge abschlössen, welche die Interessen beider Seiten berücksichtigten.
Ein Diplomat müsse einen offenen Charakter haben, Glaubwürdigkeit aufbauen, loyal, besonnen und geduldig sein. Es sei in der Diplomatie oft wie beim Segeln, illustrierte Widmer: Man müsse die Segel setzen und auf den Wind warten. Bescheidenheit, Kompromissfähigkeit und gesunden Menschenverstand nannte der erfahrene Diplomat als weitere entscheidende Eigenschaften dieser Berufsgattung.
Die Referenten und der Gastgeber im Gespräch: Der ehemalige Diplomat Paul Widmer, TKB-Geschäftsleitungsmitglied Remo Lobsiger und Regierungsrätin Monika Knill (von links).